Chile, Dez. 2000 - Feb.2001 - Teil II

Patagonia

Patagonia- So heisst der Teil im Sueden von Chile und Argentinien, ungefaehr suedlich des 40. Breitengrades. Charakteristisch ist das sehr schnell wechselnde und ueberwiegend kalte Wetter, die entsprechend wilde Landschaft und der fortwaehrende, starke Wind aus Westen.

Das hat zur Folge, dass man ein Haus in Patagonien auch bei strahlendem Sonnenschein und Hitze nie ohne Regenjacke, Muetze und Handschuhe verlassen sollte. Der Kalender in diesem Teil der Welt weißt die Jahreszeit zwar als Hochsommer aus, aber ich moechte hier keinen Winter erleben.

Mit der Faehre durch die Fjorde von Chile

Auslaufen bei Regen und Sonnenschein mit entsprechenden Regenbogen
Auslaufen bei Regen und Sonnenschein mit entsprechenden Regenbogen
An Bord der Puerto Eden nach Süden unterwegs
An Bord der "Puerto Eden" nach Süden unterwegs
In Chile sind wir von Puerto Montt nach Puerto Natales mit der Faehre gefahren. Das sind 2000km nach Sueden in einer Auto- und Frachtfaehre, die nachtraeglich mit einem Aufbau auch noch als Personenfaehre umgebaut wurde. Der Umbau beinhaltet recht saubere Kabinen und einen Speisesaal, aber die LKWs, etc. sind weiterhin mit an Bord. Wir hatten ein wenig Glueck und es hat bei unerser Tour nicht so nach Schweinen und Kuehen gestunken, wie bei der Fahrt davor. Der Werbeprospekt verschweigt diese Tatsache aber gerne. Das sind aber nur die Nebensaechlichkeiten. Hauptsaechlich bekommt man waehrend der Fahrt mit die wildeste, entlegendste und schoenste Landschaft von Patagonien zu sehen. Die Fjorde sind sehr aehnlich zu denen in Norwegen. Die Berge reichen bis zu 2000m ueber Wasser und die Wassertiefe geht auch schon mal unter 1000m. Mit dem Wetter hatten wir Glueck. Es hat nur einmal einen paar Stunden geregnet, sonst sind wir teils an Deck gelegen.

Ein Highlight ist die Ueberquerung der Strasse von Peñas. Da kommt man fuer 10-12 Stunden raus auf den offenen Suedpazifik. Der Rest der Reiseverlaeuft in teilweise nur 50m Breiten Kanelen und Buchten. Auf dem offenen Meer werden die Wellen richtig hoch und der Wind recht stark. Dafuer haben wir aber viele Wale um uns herum gesehen und so macher patagonische Delphin hat sich am Bug vergnuegt.

Am 4. und letzten Tag sind wir dann in Puerto Natales bei Sonnenuntergang und Regenbogen eingelaufen. Das sonst eher trostlose Kaff hat sich herrlich im Meer gespiegelt und die Schwaene mit schwarzen Hals (Cisne con Cuello negro) haben uns auch zugewunken.
Die teilweise nur 50m breiten Fjorde von Süd-Chile
Die teilweise nur 50m breiten Fjorde von Süd-Chile
Die Seekarten lassen die schwierige Aufgabe des Kapitäns erahnen
Die Seekarten lassen die schwierige Aufgabe des Kapitäns erahnen
Die patagonische Schwarz-Hals-Schwäne in Puerto Natales
Die patagonische Schwarz-Hals-Schwäne in Puerto Natales

Nationalpark Torres del Paine

Die 4. Kamelart von Südamerika - Guanaco in Torres del Paine NP
Die 4. Kamelart von Südamerika - Guanaco in Torres del Paine NP
6 Tage Wandern in einem der schoensten Nationalparks von Suedamerika.

Von Puerto Natales gings mit dem hoellisch ueberteuerten Touribus (35DM fuer 80km) zu den Torres del Paine. Dort teilt sich die versammelte Wandererschaft in 2 Gruppen; die kleinere macht den Circuito, d.h. einmal aussenherum in 5-9 Tagen und die groessere Gruppe mach das "doubljuh", das "W", das sind 4-6 Tage mit drei Stichwegen zu den Miradores (Aussichtspunkten). Der Vorteil vom W ist, dass man die Rucksackschleppzeiten minimieren kann, was uns Hardcore- Survival- Beratern entgegen kam.

Wir haben das W gemacht und dabei gleich am ersten Tag nix gesehen, weils recht wolkig war. Aber das Wetter aendert sich ja hier sehr schnell, hat uns jeder versichert und so konnten wir mit dem mitgeschleppten Wein und Pisco Sour gleich mal vor dem Zelt "Verbrauchstrinken" machen. Eddy und Ximina, die wir auf der Faehre getroffen haben und die mit uns wanderten, haben sich grosszuegig angeboten "mitzuverbrauchen".
Der naechste Morgen weckte uns mit Sonnenschein. Wir sind gleich das "Valle Ascensio" hoch und hatten freien Blick auf die "Torres del Paine", die Namensgeber des ganzen Parks. Das sind 3 Granitsaeulen, die ueber 1500m mehr oder wenig senkrecht aus einem Gletscher wachsen (Aehnlich den "3 Zinnen" in den Dolomiten). Die Namenspatronen des Parks - Die Torres del Paine
Die Namenspatronen des Parks - Die Torres del Paine
Woher kommen die schwarz-weißen Kiesel ? Auflösung folgt weiter unten
Woher kommen die schwarz-weißen Kiesel ? Auflösung folgt weiter unten
Beim 2. Stichweg hatten wir den einzigen wirklich schlechten Tag im Park. Berit und ich sind zwar fast ganz hochgelaufen, aber alle Berge und Geltscher um uns herum waren in Wolken.

Aber was heißt ganz schlechten Tag. Durch die exponierte Lage und die starken Winde ändert sich das Wetter schneller als man schauen kann. Und so hatten wir auch am schelchten Tag schöne Abschnitte
Wandern mit Gegensturm
Wandern mit Gegensturm
Der Weg führte uns am Nordenskjöld- See vorbei
Der Weg führte uns am Nordenskjöld- See vorbei
Ein Kondor begleitete uns einen Teil des Weges
Ein Kondor begleitete uns einen Teil des Weges - El Condor pasa ...
Nach 3 Stunden Wanderung Im Regen kommen einem seltsame Ideen
Nach 3 Stunden Wanderung Im Regen kommen einem seltsame Ideen
Wie heißt es so schön: "Auf Regen folgt Sonnenschein". Und genauso kams auch am naechsten Tag.
Wir also unser Frühstück schneller als sonst eingenommen und nochmals das Vallee Frances hoch zum Mirador. Oben angekommen ist man inmitten von Bergen und Gletschern. Der höchste Berg im Park, der "Paine Grande" mit 3000m, hat am Gipfel sogenannte Ice Mushroms, Eispilze. Das sind riesige Eisbrocken, die direkt auf die senkrechten Felsen gefrieren. Das ganze sieht ziemlich kalt und beeindruckend aus. Berit war ueber sich selbst erstaunt, dass sie, nur um ein paar Berge zu sehen, gleich zweimal zum Mirador hochgelaufen ist.

In Patagonien treffen die wasserbeladenen Wolken und Stürme des Pazifik von Westen auf die starken Winde des Atlantik vom Osten. In der Mitte stechen die südlichen Ausläufer der Anden dazwischen. Diese geologische Besonderheiten erzeugen ein ganz spezielles Klima und meterologische Phänomene. So z.B. die sogenannten Linsenwolken. Sie sehen auf den ersten Blick aus wir riesengroße Ufos. Und das erklärt auch die ungewöhnliche tiefe Temperaturen über 2000m Höhe, was zur Bildung der Ice Mushroms führt.
Die Ice Mushroms am Gipfel des Paine Grande auf 3000m
Die Ice Mushroms am Gipfel des Paine Grande auf 3000m
Panoramaaussicht am Mirodor oben im Vallee Frances
Panoramaaussicht am Mirodor oben im Vallee Frances
Linsenwolken über den Torres del Paine
Linsenwolken über den Torres del Paine
Ausblick zurück auf den Logo Nordenskjöld
Ausblick zurück auf den Logo Nordenskjöld
Ihr erinnert Euch noch an die Frage von vorher: Woher kommen die 2-farbigen Kisel am Strand des Logo Nordenskjöld ?
Das sind die Überreste der abgebröckelten Spitze der Cuernos del Paine.

Berit nannte die "Hörner" auch liebevoll die "Mount Muffins".

Auf den Seen am Fuß der Cuernos bildeten sich regelrechte Windhosen und Schaumkronen, wie ich sie sonst nur auf dem offenen Meer gesehen habe.
Die Cuernos Del Paine - die Hörner von Paine
Die Cuernos Del Paine - die Hörner von Paine
Der Wind bläst das Wasser regelrecht von der Oberfläche weg
Der Wind bläst das Wasser regelrecht von der Oberfläche weg
Der Lago Grey, der See am Ende des Gletschers Grey
Der Lago Grey, der See am Ende des Gletschers Grey. Man sieht schon, dass da hin und wieder etwas vom Gletscher abbröckelt.
Der 3. Teil des "W's" ist eine 4 Stundenwanderung an den Gletscher Grey (einfacher Weg wohl gemerkt). Das ist ein Auslaeufer des Campo de Hielo Sur, des Festlandeises, das sich ueber 300km im Sueden von Chile auf den Bergen bildet. Der Gletscher selbst ist 15km lang und verdammt breit vorne. Die Gletscherzunge wird von einer "Insel" an der Abbruchkante geteilt. Die Insel sieht von weiten sehr klein aus, ist aber auch 400m hoch.

Obwohl Jens nach 2 Liter Wein am Vorabend ein wenig Anlaufschwierigkeiten hatte, war der Gletscher eines der absoluten Highlights. Man kann am Rand noch ein wenig weiterlaufen und kommt so naehrer ran. Dabei sieht man dann auch bis hinauf auf die Festlandeiskappe. Wer Jens kennt, fuerchtet jetzt schon zurecht, dass er von diesem Anblick mehr als ein Dia anschauen muss ...

Die Abbruchkante des Gletschers Grey mit der Insel in der Mitte
Die Abbruchkante des Gletschers Grey mit der Insel in der Mitte
Die rechte Gletscherzunge
Die rechte Gletscherzunge mit der Abbruchkante
Ausschnitt des Gletscher - Unten rechts neben dem Felsen sind 5 Gletscherwanderer
Ausschnitt des Gletscher - Unten rechts neben dem Felsen sind 5 Gletscherwanderer
Staubiges Frühstück bei orkanartigen Winden
Staubiges Frühstück bei orkanartigen Winden
Campen ist ja eine feine Sache, und im Freien zu dinieren, mit Blick auf schoene Landschaften, noch besser. Abends war der Wind jedoch so stark, dass auch nach mehrmaligem Umruehren der Staub auf dem Teller mit den Nudeln immer noch sichtbar war. Aber da der Dreck in Chile ja sauberer als in Bolivien ist, machten wir uns darueber keine Sorgen mehr.

Punta Arenas und Umgebung

Nach dem Wandern in der Wildnis verbrachten wir die folgenden Tage wieder in der Zivilisation in Punta Arenas. Die Stadt direkt an der Magellanstraße wurde von den Spaniern als militärischer Sicherungposten für die strategisch wichtige Wasserverbindung (Mit der Fahrt durch die Magellanstraße erspart man sich die Umrundung des furchtbar stürmischen Kap Horns an der südamerikanischen Spitze).

Durch den Bau des Panamakanals in Mittelamerika verlohr die Südroute und damit auch die Stadt zunehmend an Bedeutung. Erst als sich ein paar Einwanderer aufs Züchten von schottischen Schafen spezialisiert haben, erlebte die Punta Arenas wieder einen Aufschwung. Aus der Zeit stammen die liebevoll renovierten, mondänen Herrenhäuser.

Für uns von besonderem Interesse war die Isla Santa Margarita. Weniger wegen der Namenspatronin, als vielmehr wegen der 70.000 Magellanpinguin Brutpaaren, die das kleine Eiland bewohnen.
Ein Herrenhaus eines Schaafmillionärs
Ein Herrenhaus eines Schaafmillionärs
Kriegsschiff im Hafen von Punta Arenas
Kriegsschiff im Hafen von Punta Arenas. Ein junger Offizier führte uns ganz stolz auf seinem Schiff herum und erklärte uns in akzentfreiem Englisch, warum Punta Arenas militärisch so wichtig für Chile ist.
Isla Margaretha mit seinen 70.000 Brutpaaren Magellanpinguinen
Isla Margaretha mit seinen 70.000 Brutpaaren Magellanpinguinen
Danach verliessen wir Chile in Richtung Tierra del Fuege - Feuerland. Die nächste Station sollte Ushuaia in Argentinien sein.